Seit 2012 verleihen wir von Mountain Wilderness Deutschland in unregelmäßigen Abständen den BOCK DES JAHRES – Für die größte Umweltsünde in deutschen Berggebieten.
Für das Jahr 2023 geht die heiß begehrte Trophäe an Landrat Sebastian Gruber (Freyung-Grafenau) für sein „Herzensprojekt“, den geplanten Ausbau des Skigebiets Mitterdorf zum Ganzjahres-Funpark mit einer Flyline (eine Chimäre aus Achterbahn und Seilrutsche) und einer aus fünf Linien bestehenden Canopy-Tour, bei der an Stahlseilen hängende Ausflügler über die Baumwipfel schweben.
Darüber hinaus sind Rodungen für Pistenerweiterungen, sowie weitere Schneekanonen und Speicherbecken geplant. Trotz bestehender künstlicher Beschneiung wurde der Skibetrieb in dem (laut Eigenwerbung) schneesicheren Gebiet heuer bereits im Februar eingestellt. Was einmal mehr beweist, dass der Ausbau von vergleichsweise tief gelegenen Skigebieten in Zeit des Klimawandels ist eine Verschwendung von Steuergeldern ist.
Wir bemühten uns seit Jahresbeginn um einen Gesprächstermin zum Thema bei Landrat Gruber und bekamen Mitte Februar eine Absage. Deswegen wurde der Bock des Jahres 2023 per Post in den Bayerischen Wald geschickt.
Weitere Informationen bietet folgende Laudatio.
LAUDATIO ZUM BOCK DES JAHRES 2023
Herzlichen Glückwunsch, Herr Gruber!
Vor einem Jahr haben Sie wohl noch nicht geahnt, was für ein Traumjahr 2023 für Sie wird.
Im Herbst bekamen Sie von Umweltminister Thorsten Glauber die Bayerische Umweltmedaille überreicht. Quasi ein orange-schwarzes Koalitionsgeschenk, über das man freilich nur den Kopf schütteln kann.
Wir vermuten, dass nicht Ihr angebliches Dasein als „Naturkämpfer“ für den Nationalpark Bayerischer Wald der Grund war. Kann es nicht vielmehr sein, dass Hubert Aiwanger seinem Parteikollegen gesagt hat, dass „der Gruber unbedingt eine Belohnung verdient.“?
Schließlich werkeln Sie in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Wirtschaftsminister schon seit Längerem am Ausbaus des Skigebiets Mitterdorf zu einer „Ganzjahres-Attraktion“.
Für ihr „Herzensprojekt“ (Originalton Neujahrsempfang) bekommen Sie von Mountain Wilderness Deutschland e.V. jetzt auch noch den heiß begehrten BOCK DES JAHRES 2023 – Für die größte Umweltsünde in deutschen Berggebieten. (Leider etwas verspätet, da wir ja keinen Gesprächstermin bekamen, bei dem wir ihnen die Trophäe gerne persönlich überreicht hätten.)
Schließlich wird bei den Ausbauplänen in Sachen Naturzerstörung geklotzt und nicht gekleckert. Neben Waldrodungen, Pistenerweiterungen, Schneekanonen und Speicherbecken sind eine Flyline (eine Chimäre aus Achterbahn und Seilrutsche) und eine aus fünf Linien bestehende Canopy-Tour geplant, bei der an Stahlseilen hängende Ausflügler über die Baumwipfel schweben.
Dreist war es freilich, dass sie beim Neujahrsempfang in Freyung meinten, dass der Bestand nur modernisiert und nichts hinzugefügt würde.
Was Sie als „zukunftstaugliches Ganzjahreszentrum“ definieren, wird in Wahrheit ein vollkommen deplatzierter Funpark. Ach, Herr Gruber, haben sie denn noch gar nicht mitbekommen, dass unsere wunderschönen bayerischen Berge keine Geschmacksverstärker brauchen?
Und ist ihnen nicht klar, dass auch Speicherbecken und Schneekanonen das Klimawandel-bedingte Ende des Skipisten-Tourismus gerade in den Mittelgebirgen allenfalls um ein paar Jahre aufschieben können?
Bis dahin wird der Bayerische Wald mit Investitionen um 20 Millionen Euro, die aus dem Wirtschaftsministerium finanziert werden verschandelt. Was uns auch gleich wieder zum „Hubsi“ zurückbringt. Vielleicht sind Sie ja so nett und leihen Herrn Aiwanger ab und zu den schönen Goldenen Bock, damit er ihn auch mal in sein Regal stellen kann!
Einen nachdenklichen Blick in die Zukunft wünscht das Team von Mountain Wilderness Deutschland e.V.